Die Geschichte begann vor 10.000 Jahren bei den wilden Bezoarziegen in den Gebirgsregionen zwischen Iran und Irak. Diese geselligen Tiere wurden zu Begleitern des Menschen und folgten ihm auf den Wanderungsrouten nach Europa. So verbreiteten sie sich immer weiter nordwärts, bis schließlich Norwegen erreicht war.
Während der Wikingerzeit wurden an Bord der Langboote, die zu den westlichen Inseln fuhren, Ziegen mitgeführt. In der norwegischen Mythologie lebt die Ziege Heidrun auf dem Dach der großen Halle der Götter. Aus ihrem Euter fließt ein stetiger Strom von Met, der den Durst der Götter und Krieger stillt.
Fleißige Landschaftsarchitekten
Ziegen versorgen uns auf einzigartige Weise mit Milch, Fleisch, Leder und Gesellschaft. Sie können die natürlichen Nahrungsressourcen besser nutzen als fast jedes andere Tier. Man sagt ihnen nach, dass sie nahezu alles fressen; und das ist nicht weit von der Wahrheit entfernt. Mit einem Verdauungssystem, das in der Lage ist, so gut wie jedes organische Material zu verwerten und einem höchst neugierigen Wesen, müsste eine Ziege schon in eine wirklich verzweifelte Lage kommen, bevor sie hungers sterben würde
Auf der Weide ernährt sich die Ziege von protein- und mineralreichen Pflanzen, und die artenreichen Sommerwiesen halten sie bei guter Gesundheit. Ziegen lieben eine abwechslungsreiche Ernährung, und Gras macht weniger als die Hälfte ihrer Nahrungsaufnahme aus. Sie fressen alles, was die Natur anzubieten hat: Heidekraut, Knospen, Blätter, Rinde und Kräuter. So tragen sie dazu bei, die biologische Vielfalt ihrer Umwelt zu erhalten.
Das gute Leben
Von Mitte Juni bis Mitte September weiden die Tiere auf den Sommeralmen. Den Rest des Jahres verbringen sie in ihren Ställen bei den Dörfern im Unterland. Bei mildem, schneefreiem Wetter grasen sie dann tagsüber auf den Hausweiden, manchmal bis in den Dezember. Viele Ziegenfarmen haben große, moderne Ställe mit viel Platz zum Herumlaufen und vielen Spielgeräten für den permanenten Aktionsdrang der Ziegen. Aber natürlich lässt sich nichts mit dem freien Leben auf den Sommeralmen vergleichen.
Charmante Akrobaten
Auf der Suche nach Leckereien vollbringen Ziegen die erstaunlichsten akrobatischen Kunststücke, egal ob auf einer Felsklippe oder in einer Baumkrone. Sie kommen praktisch überall hin, weswegen es so schwierig ist, sie einzuzäunen. Weil sie ständig in Bewegung sind, haben sie keine Chance, Fett anzusetzen. Ziegenmilch und -käse haben dementsprechend keinen hohen Fettgehalt.
Ziegen sind unabhängige und eigensinnige Geschöpfe und können einem ganz schön auf die Nerven gehen. Aber sie haben als Ausgleich ihren umwerfenden Charme. Ein menschenfreundlicheres, verspielteres und geselligeres Tier ist kaum vorstellbar.
Die Beziehung zwischen Mensch und Ziege auf den Sommeralmen ist eine ganz besondere und nicht mit der zu anderen Haustieren zu vergleichen.
Kein Zweifel: Ziegen sind clever!
„Die Beziehung zwischen Mensch und Ziege auf den Sommeralmen ist eine ganz besondere und nicht mit der zu anderen Haustieren zu vergleichen.“, erzählen Ziegenhalter. Und diese Beobachtung wurde vor ein paar Jahren von amerikanischen Forschern bestätigt, die zu dem Schluss kamen, dass die Ziege tatsächlich „der beste Freund des Menschen“ sei.
Schauen Sie der Ziege direkt in die Augen
Die Ziege ist ein gefühlvolles Tier und braucht eine Menge Zuwendung. Die Melkerinnen auf den Sommerweiden und die Landarbeiter, die im Winter die Ziegen auf den Höfen versorgen, merken schnell, dass jedes Tier eine eigene Persönlichkeit besitzt. Ihre wissbegierige und gesellige Natur verlangt viel Aufmerksamkeit. Und die bekommen sie auch. Wenn man es mit so vielen Persönlichkeiten zu tun hat, ist es wichtig, sie sorgfältig zu beobachten und sich jeden Tag die Zeit zu nehmen, ihnen für ein paar Minuten direkt in die Augen zu schauen. Auf diese Weise lassen sich auch Krankheiten frühzeitig erkennen.